"Am 30.Mai ist der Weltuntergang"
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Nicht nur im Internet kursieren zahlreiche Spekulationen zum bevorstehenden Weltuntergang. Das angebliche Ende des Maya-Kalenders am 21.Dezember 2012 hat auch die österreichische Medienlandschaft um ein einzigartiges Magazin mit konsequenterweise fixem Ablaufdatum bereichert. „2012 - Das vielleicht letzte Magazin der Welt“ berichtet bis zu deren prophezeitem Ende in knapp sieben Monaten alles Wissenswerte zum Untergang. Ob die Welt danach noch existiert oder nicht, spielt dabei für Herausgeber und Redakteure kaum eine Rolle. Denn das Datum ist - wie wir aus der Geschichte wissen - austauschbar und die Furcht vor bzw. die Lust an der Apokalypse ohnehin so alt wie die Menschheit selbst.
Dass Weltuntergangsszenarien vor allem in Wien künstlerisch auf guten Boden fallen, gilt nicht erst seit Karl Kraus (1874-1936) Österreich am Vorabend des Ersten Weltkriegs als „Versuchsstation des Weltuntergangs“ bezeichnet und seit er in seinem 1922 erschienen Mega-Drama „Die letzten Tage der Menschheit“ das Motiv der Apokalypse zum Symbol für den Untergang des Geistes heranzog hat.
Johann Nestroy in der Rolle des Knieriem in "Lumpazivagabundus" (1860), |
Karl Kraus, der Autor des Stücks "Die letzten Tage der Menschheit", auf einem Foto von Madame d'Ora. |
Schon das Alt Wiener Volkstheater lebte von derartigen Szenarien, in denen der politische und gesellschaftliche Niedergang thematisiert wurde. Am deutlichsten wohl in Johann Nestroys (1801-1862) „Kometenlied“ (Musik: Adolf Müller senior), eines der bekanntesten Couplets der Wiener Theatergeschichte, das den drohenden Weltuntergang durch einen auf die Erde fallenden Himmelskörper als dramaturgisches Mittel verwendet, um aktuelle politische und kulturelle Missstände zu kritisieren; ein Mittel, das im Laufe der vergangenen 180 Jahre immer wieder von zahlreichen berühmten Schauspielern genutzt wurde, die Nestroys Couplet mit jeweils aktuellen Zusatzstrophen angereichert haben: „Ein Komet reist ohne Unterlaß / Um am Firmament und hat kein’ Paß; / Und jetzt richt´t a so a Vagabund / Und die Welt bei Butz und Stingel z’grund. / Da wird einem halt angst und bang, / Ich sag’: D’Welt steht auf kein’ Fall mehr lang.“
Der Schlager aus den deutschen Wirtschaftswundertagen wusste freilich die Angst ideologiekonform mit einem Augenzwinkern aus der Welt zu schaffen: „Am dreißigsten Mai ist der Weltuntergang / wir leben nicht, wir leben nicht mehr lang. / Doch keiner weiß in welchem Jahr und das ist wunderbar.“ Den 30.Mai 2012 haben wir jedenfalls eben überlebt.