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Die Fruchte der Erde

Anlass
„Viel Frucht“ - Psalm-Festival 2014 in Graz

Was ist eigentlich Kultur? Im ursprünglichen Sinne meint das Wort nichts anderes als: Ackerbau. Das Wort Kultur ist eine Eindeutschung des lateinischen Begriffs cultura, der eine Ableitung von lateinisch colere „pflegen, urbar machen, ausbilden“ darstellt. Dass der ursprünglich aus der Landwirtschaft stammende Begriff inzwischen für alle menschlichen Gestaltungskräfte steht, ist kaum verwunderlich. Denn der Anbau und die Zucht von Pflanzen ist eine der frühesten menschlichen Großtaten und steht am Beginn der Entwicklung unserer Hochkulturen. Sieht man von Wendungen wie Kulturland für Ackerland oder Kultivierung für Urbarmachung ab, scheint uns dieser engen Durchdringung von Landbau und Kultur heute jedoch kaum noch bewusst.

„Marmorfrüchte“ eines unbekannten Künstlers aus dem 16.Jahrhundert: Typisch für den Illusionismus der Spätrenaissance und des Manierismus ist die verblüffend naturalistische Fertigung der Früchte, die in Größe, Form und Farbe das Naturvorbild täuschend echt nachahmen. Stängel und Fruchtstände aus Metall sowie gemalte faule braune Stellen ergänzen dabei die Darstellungsmöglichkeiten der Steinschneidekunst, die im 16. Jahrhundert einen neuen Höhepunkt erreichte. Ob die Marmorfrüchte reine Kunstkammerstücke waren, ist nicht völlig geklärt. Möglicherweise wurden sie auch als Scherzgegenstände unter echtes Obst gemischt und dienten so zur Täuschung und Unterhaltung der Gäste bei fürstlichen Festen, oder man verwendete sie als öfter einsetzbaren, also kostengünstigen Tischdekor.

In der deutschen Sprache ist Kultur erst seit Ende des 17. Jahrhunderts belegt und bezeichnet hier von Anfang an sowohl die Bodenbewirtschaftung als auch die „Pflege der geistigen Güter“. Und doch hat die „Pflege der geistigen Güter“ in der Kunstgeschichte den Acker- und Obstbau selbst immer wieder thematisiert: In der Literatur, der Philosophie, der Musik, vor allem in der Bildenden Kunst. Die Früchte des Bodens waren seit Jahrhunderten die Keimzelle vieler großer Werke, von der Antike bis heute.

Der Mailänder Giuseppe Arcimboldo (um 1526 - 1593) ist der Urheber zahlreicher gemalter Evergreen-Hits aus Früchten und Gemüsen: Tafelbilder, auf denen er Blumen, Früchte oder Gemüse darstellte und daraus überraschende Porträts komponierte. Hier ein Umkehrbild: Um 180 Grad gedreht wird aus der Schale mit Gemüsen der „Gemüsegärtner“. 

Die Wechselwirkungen zwischen Kultur und Landwirtschaft, zwischen Fruchtbarkeit und Kunst, stehen heuer - nicht zuletzt aus aktuellem Anlass - im Zentrum des Grazer Psalm-Festivals: Das politische Ringen um die Erhaltung des Reichtums an biologischen Arten, der heute durch die Versuche von Normierung und Patentierung bedroht bedroht ist.

Mit Fruchtbarkeit assoziierte Götter und Göttinnen zählen seit der Antike zu immer wiederkehrenden Motiven in der Kunstgeschichte: Links die Göttin Demeter auf einem Fresco von Cosimo Tura im Palazzo Schifanoia in Ferrara aus dem 15.Jahrhundert, rechts: „Bacchus, Ceres und Amor“ von Hans von Aachen (um 1600).

Unter dem diesjährigen Motto „Viel Frucht“ gibt es zahlreiche Konzerte von kleinasiatischen Volksliederm von Früchten und Fruchtbarkeit über irische, schottische und englische Folk-Musik rund um die Früchte der Erde bis zu Johann Sebastian Bachs „Bauernkantate“.

Der Wachstums- und Gartengott mit der Göttin der Baumfrüchte: „Vertumnus und Pomona“ (von Adriaen van de Velde, 17.Jahrhundert) 

Unzählige Kunstwerke, die den Acker- und Weinbau, Obst und Gemüse, die Ernte sowie die Verehrung der Schutzgötter zum Gegenstand haben, gehören auch zu den wertvollsten oder historisch bedeutsamsten Werken in den reichhaltigen Sammlungen österreichischer Museen.

„Sommer (Kornernte)“ von Johann König (17.Jahrhundert)

-> http://styriarte.com/psalm/