Das Archiv der oeffentlichen Diplomatie
![]() | Anlass Ausstellung „Ironimus. Die Qual der Wahl. Von Figl bis Faymann“ im Karikaturenmuseum Krems |
Dass Ironimus (alias Gustav Peichl) ein bedeutender und durch alle Bevölkerungsschichten vielleicht sogar der bekannteste Karikaturist Österreichs ist, belegt nicht nur die aktuelle Ausstellung seiner innenpolitischen Karikaturen seit Mitte der 1950er Jahre in Krems. Ironimus gilt als der Lyriker unter Österreichs Karikaturisten, der mit Eleganz und Ironie, mit sensiblem und sparsamem Strich und hintergründigem Humor seine Sicht der heimischen Dinge aufs Papier bringt, als verhalten leidenschaftlicher Patriot, dem nichts Österreichisches fremd ist.
Als satirischer Chronist Österreichs weckte Ironimus schon früh auch das Interesse des United States Information Service, kurz USIS, einer 1953 auf Anregung des damaligen US-Präsidenten Dwight „Ike“ David Eisenhower gegründeten Behörde an der Schnittstelle zwischen „Public Diplomacy“, imperialistischer Propaganda, Öffentlichkeitsarbeit und Beobachtung gesellschaftlicher Entwicklungen vor allem auch in den von den Nazis befreiten Ländern.
Die „Pictorial Section“ des USIS entwickelte sich rasch zu einer hochprofessionellen zivilen Institution, in der unter Aufsicht amerikanischer Presseoffiziere im Stil der amerikanischen Reportagefotografie über Österreich berichtet und ein umfangreiches Archiv aufgebaut wurde, das von österreichischen und internationalen Nachrichtenmedien genützt werden konnte. Rund 40 österreichische Fotografen arbeiteten von 1945-1955 für USIS. Ihre Aufgabe war es, die Fortschritte im Wiederaufbau Österreichs zu dokumentieren und mit ihren Bildberichten die wirtschaftlichen und sozialen Hilfsmaßnahmen der Amerikaner in Österreich zu begleiten und zu unterstützen und damit nicht zuletzt auch die Akzeptanz dieser Maßnahmen in den USA zu fördern:
Ob es um die Eröffnung einer Ausstellung von Arik Brauer, ein Burgtheater-Gastspiel oder den Besuch eines österreichischen Landeshauptmannes ging, schien dabei nebensächlich zu sein, die Berichterstattung über Österreich in den USA war bemerkenswert umfangreich. Und so finden sich unter den zahlreichen Bildinformationen aus und über Österreich, die das United States Information Service in der Ära des Kalten Krieges gesammelt hat, auch über 30 Karikaturen Gustav Peichls, die den österreichischen Alltag in den 1950-er Jahren, insbesondere die Tücken der mit Amerika assoziierten gesellschaftlichen „Modernisierung“ zum Thema haben: Etwa den Umgang mit Staubsaugern, Haarföhn und Nylonstrümpfen. Sie sind, wie über 15 Tausend andere Fotos aus USIS-Archivs, heute Bestandteil des Bildarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek und können dort beziehungsweise hier auf kulturpool.at online angesehen werden.
° Tipp: Ausstellung „Ironimus. Die Qual der Wahl. Von Figl bis Faymann“ vom bis 1,September 2013 im Karikaturenmuseum Krems (http://www.karikaturmuseum.at)
° Mehr Informationen zu Ironimus: http://www.ironimus.com