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Kunst und Plakat

Anlass
Max Ernst-Retrospektive in der Albertina vom 23.01.bis 05.05.2013

Kunstausstellungen müssen, wie alle übrigen Veranstaltungen, wie Produkte und Ideologien, beworben werden, um genügend Besucher, Käufer oder Wähler zu erreichen. Das Plakat zählt seit dem 16.Jahrhundert, als in den Niederlanden während der Zeit des Befreiungskampfes gegen die spanischen Besatzer erstmals auf Papier geschriebene Mitteilungen an Hauswände geklebt („geplackt“) wurden, bis heute zu einem der wichtigsten Medien, um in der Öffentlichkeit Botschaften zu vermitteln.

Von der Propaganda zur Kunst

Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts lagen Entwurf und Herstellung von Plakaten fast ausschließlich in den Händen von Druckern und Lithographen. Mit den gestiegenen Anforderungen an die Qualität von Plakaten nahmen sich ab 1850 auch immer mehr Künstler der Sache an, zuerst in England und dann besonders in Frankreich, wo Jules Chéret als Pionier des künstlerischen Bildplakats in die Geschichte einging. Chéret Credo, „der Plakatkünstler [...] muss etwas erfinden, das selbst den Durchschnitts- menschen anhält und anregt, wenn er vom Pflaster oder Wagen aus das Bild der Straße an seinen Augen vorbeieilen lässt“, ist bis heute unbestritten. Auch das von ihm verwendete zentrale Motiv, eine attraktive, relativ leicht bekleidete junge Frau, die für Vergnügungsstätten oder Konsumprodukte wirbt, hat sich bis heute erhalten.

Plakat für Rene Drouin

Durch Chérets Erfolge und die Popularität des neuen Mediums ermutigt, entstanden in jener Zeit auch die ersten Meisterwerke des lithografischen Künstlerplakats; man denke nur an Henri de Toulouse-Lautrec (Moulin Rouge – La Goulue, 1891) oder an die Art Nouveau-Plakate von Alphonse Mucha. Damit etablierte sich eine neue ästhetische Gattung: Das Kunstplakat, das vor allem nach ästhetischen, nicht primär nach propagandistischen Kriterien bewertet wurde und wird. Öffentliche und private Plakatsammlungen entstanden, Kunsthändler spezialisierten sich auf Plakate und Ausstellungen informierten über die neuesten Entwicklungen.


Die Fresken der Moderne

Auch für die Wiener Secession war das Plakat um 1900 ein wichtiges Medium mit künstlerischem Anspruch. Im 1898 erschienenen ersten Heft von „Ver sacrum“ hieß es: „Wir kennen keine Unterschiede zwischen ‚hoher Kunst’ und ‚Kleinkunst’, zwischen Kunst für die Reichen und Kunst für die Armen. Kunst ist Allgemeingut.“ Tatsächlich war das erste Plakat der Secession, entworfen von Gustav Klimt, mehr die Verkündung einer neuen Kunsthaltung – Skandal miteingeschlossen – als die Ankündigung einer Ausstellung. Kunst und Alltag miteinander zu verbinden und mit eigenen ungewöhnlichen Arbeiten im öffentlichen Raum für neue Sichtweisen zu intervenieren, war ein Ziel der Secessionisten, das konsequent mit ihren zeitweise großformatigen Plakaten umgesetzt wurde.

Basel 1974; Galerie Beyeler; max ernst

In der Folge gelang es einer Reihe von jungen Künstlern, wie etwa Egon Schiele oder Oskar Kokoschka (sein Plakat für die Kunstschau 1909 war eine der ersten öffentlichen Proklamationen des Expressionismus), ihre Positionen in Plakaten deutlich werden zu lassen. „Im Rahmen der bildenden Kunst“, so gab sich etwa der Grafiker Victor Th. Slama 1929 noch selbstbewusst, „ist das Plakat vielleicht die sinnfälligste Äußerung dieser neuen Zeit. So wie die Renaissance ihre Fresken, so wie die neuere Zeit ihre Staffeleibilder, so hat die beginnende Epoche das Plakat als charakteristisches Werkzeug in den Dienst ihrer Idee gestellt.“

Jenseits profaner Werbeästhetik

Die vielfach daran geknüpfte idealistische Hoffnung, mit Plakaten Verständnis für gute Kunst auch in Kreisen wecken zu können, die sonst nicht mit ihr in Berührung kommen, verlor freilich zunehmend an Bedeutung. Bei sachlicher, wissenschaftlicher Bewertung der Reklame stellte sich bald heraus, dass ein künstlerisch hochwertiges Plakat - von Sujets, die „Skandale“ auslösten, einmal abgesehen - nicht unbedingt auch das wirkungsvollste Werbemittel war. Dennoch haben auch danach praktisch alle Strömungen der Bildenden Kunst deutliche Spuren in der Werbegrafik hinterlassen.

Plakat für La Hune I:Max Enst

Neben den der politischen Propaganda und der Produktwerbung dienenden Plakate (für die bald nur mehr sog. „Gebrauchsgrafiker“ beauftragt wurden) hat das Kunstplakat, das von Künstlern gestaltet wird, aber bis heute einen besonderen Stellenwert, vor allem zur Bewerbung der Kunst selbst: zur Ankündigung von Ausstellungen in Galerien und Museen, selbst wenn dabei mitunter wichtige Informationen wie Ort und Dauer der Ausstellung oft kaum zu lesen sind. Meist handelt es sich hierbei um Plakate, für die der jeweilige Künstler eigens eine Originalgrafik gefertigt hat - größtenteils Original-Lithographien, aber auch Radierungen, Holz- oder Linolschnitte sowie Siebdrucke sind darunter zu finden.

Profane Werbeästhetik interessierte die meisten Künstler, die sich diesem Genre intensiv widmeten, wie Max Ernst oder Jean Cocteau, Picasso, Braque, Miro und Chagall eher nicht, sie haben das Plakat aus dem Bereich der puren Gebrauchsgrafik auf künstlerisches Niveau gehoben und es damit zu einem Werk gemacht, das einerseits auf dem Kunstmarkt gehandelt werden kann, andererseits aber auch - so hat es Gerwald Rockenschaub 1992 beschrieben - versucht, sich aus den engen Grenzen des Kunstbetriebs zu befreien: „Das künstlerische Arbeiten mit dem Medium Plakat ist für mich unter anderem deshalb so interessant, weil hier Kunst nicht mehr über den privaten Markt konsumiert werden muss, sondern öffentlich zur Verfügung steht, und durch den temporären Charakter solcher Arbeiten die Aura und damit auch der Wert des zeitlosen Kunstwerks relativiert bzw. aufgehoben wird.“

Der große Bedeutung des Plakats als politisches, kommerzielles und künstlerisches Ausdrucksmittel belegen die zahlreichen Plakatsammlungen österreichischer Museen, Bibliotheken und Archive:
° http://www.albertina.at/die_sammlung/grafische_sammlung/sammlungsbestaende/plakatsammlung
° http://www.wienbibliothek.at/bestaende-und-sammlungen/plakatsammlung/
° http://plakatarchivaustria.onb.ac.at/