Franz Grillparzer
![]() | Anlass 140. Todestag |
Der österreichische Schriftsteller Franz Grillparzer wurde am 15. Jänner 1791 als Sohn des einflussreichen Wiener Rechtsanwaltes Wenzel Grillparzer und seiner Gattin Anna Franziska in Wien geboren.
Er war wohl eine der künstlerisch vielseitigsten und menschlich widersprüchlichsten Dichterpersönlichkeiten Österreichs.
Ein Aquarell von Eduard Zetsche, auf 1891 datiert, zeigt den Hof des Geburtshauses von Franz Grillparzer in der Kramergasse im ersten Wiener Gemeindebezirk. Grillparzer besuchte 1796-99 die Normalschule St .Anna und als Privatist die der Piaristen, ab der 2. Klasse wechselte er als öffentlicher Schüler in das Gymnasium St. Anna. Bereits in der Schulzeit galt sein großes Interesse dem Lesen und Schreiben. |
Er studierte vom 1807 bis 1809 Philologie und von 1807 bis 1811 Jus an der Universität Wien.
Durch den Tod des Vaters 1809 geriet die Familie aufgrund der angehäuften Schulden in eine fast ausweglose Situation. Indem er Studenten Privatunterricht erteilte, konnte er die Familie unterstützen und auch den eigenen Lebensunterhalt verdienen.
1812 bekam Grillparzer eine Stelle als Hofmeister bei Graf Seiler. 1813 arbeitete er als unbezahlter Konzeptspraktikant in der Wiener Hofbibliothek, wo sich ihm die Gelegenheit bot, Sprachen zu lernen und griechische Autoren zu lesen.
Nach dieser Tätigkeit wurde Grillparzer Finanzbeamter, was ihn allerdings wenig erfüllte. Er beschäftigte sich zunehmend mit dem Verfassen von Dramen. Das Trauerspiel in fünf Akten die „Ahnfrau“ wurde nach zwei von der Zensur erlassenen Verboten 1817 im Theater an der Wien mit außerordentlichem Erfolg uraufgeführt. Grillparzer ließ das Stück drucken und ermöglichte so auch die Aufführung auf deutschen Bühnen. Ein Jahr später kam „Sappoh“ im Burgtheater zur Uraufführung.
Zu dieser Zeit beschäftigte sich der Dichter sehr ausführlich mit der griechischen Mythologie.
1819 stellte Grillparzer die Trilogie „Das Goldene Vlies“, das sich an dem antiken Argonautenepos von Apollonios von Rhodos und an der Medea von Euripides orientiert, fertig.
1823 wurde er Hofkonzipist in der Allgemeinen k.k Hofkammer.
In dieser Zeit entstand Grillparzers erstes historisches Drama „König Ottokars Glück und Ende“, dessen Aufführung zunächst wegen „ungünstiger Erinnerungen an Napoleons zweite Heirat mit Marie-Louise von Österreich und ungünstiger Schilderungen in Böhmen“ verboten. Es dauerte zwei Jahre, bis es aufgrund der Intervention der Kaiserin Karoline Charlotte Auguste zur Aufhebung der Zensur kam. Die Uraufführung fand am 19. Februar 1825 im Wiener Burgtheater statt.
Die widrigen Umstände und die Art, wie die Zensur mit seinen Dramen umging, kränkten Grillparzer zutiefst und riefen in ihm das Gefühl hervor, dass in Österreich für Dichter kein Platz sei. Daher fasste er 1826 den Entschluss, eine Reise nach Deutschland zu unternehmen, um dort mit anderen Dichtern zusammenzutreffen. Die Reiseroute verlief von Wien über Prag, Dresden, Berlin und Leipzig nach Weimar, wo es zu mehreren Begegnungen mit Goethe kam.
Unmittelbar nach der Rückkehr machte sich Grillparzer an das Stück "Treuer Diener seines Herrn", das 1830 ohne Schwierigkeiten von der Zensur angenommen wurde und beim Publikum mit großer Begeisterung Aufnahme fand.
Von 1832 bis zu seiner Pensionierung 1856 war er Direktor des k.k. Hofkammerarchivs, des heutigen Finanzministeriums.
Zwei Fotografien zeigen das Arbeitszimmer von Franz Grillparzer im Hofkammerarchiv, dem er 24 Jahre lang vorstand.
Das linke Bild wurde 1930 aufgenommen und zeigt das 'Grillparzerzimmer', Durchblick gegen die Schmalfront mit Schreibtisch.
Die rechte Fotografie entstand um 1950 und wurde von Albert Hilscher aufgenommen.
In den folgenden Jahrzehnten entstanden die Dramen „Libussa“, „Die Jüdin von Toldeo“ und „Ein Bruderzwist in Habsburg“.
Grillparzer war 1847 Gründungsmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
In seinen späteren Lebensjahren ging Grillparzer verstärkt seinen politischen Interessen nach. Nach der politischen Wende von 1848 wurde der Dramatiker aufgrund seiner kaisergetreuen Gesinnung Sprecher der kaiserlichen Armee und 1861 im Alter von siebzig Jahren in das österreichische Herrenhaus, die höchste politische Körperschaft der Monarchie, berufen.
Eine Reihe von Ehrungen und Auszeichnungen wurde ihm zuteil wie das Ritterkreuz des Leopoldordens, der Maximiliansorden vom Bayernkönig Max und der Guadalupe-Orden, den ihm Ferdinand Max, Kaiser von Mexiko verlieh, mit dem ihn eine Jahrzehnte währende Freundschaft verband.
1859 ernannte man Grillparzer zum Ehrendoktor der Universitäten Wien und Leipzig, 1865 wurde er Ehrenmitglied der philosophischen Fakultät der Universität Wien.
Grillparzer im Alter von einundachtzig Jahren, am 21. Jänner 1872 in seinem Wohnhaus in der Spiegelgasse.