Eduard van der Nuell
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Eduard van der Nüll war ein österreichischer Architekt, der als einer der bedeutendsten Meister des Historismus der Ringstraßenzeit gilt.
Van der Nüll, dessen Geburtsdatum nicht genau belegbar ist, wurde am 9. Jänner 1812 getauft. Er studierte am Polytechnikum in Wien und Akademiestudien. Von 1839 bis 1843 unternahm er mit seinem späteren lebenslangen Berufspartner August Sicard von Sicardsburg ausgedehnte Studienreisen durch Westeuropa. Ab 1843 wurde er Professor an der Wiener Akademie, wo extra für ihn ein neuer Lehrstuhl „Perspektive und Ornamentik“ geschaffen wurde.
In seiner beruflichen und künstlerischen Gemeinschaft mit Sicardsburg war dieser eher für praktisch-technische Fragen und van der Nüll eher für ästhetisch-dekorative Frage zuständig. Als Lehrer und als Baukünstler errangen die beiden Architekten die unbestritten führende Stellung untern den österreichischen Architekten der Spätromantik.
Ihr erster gemeinsamer Auftrag war 1847 das mittlerweile abgetragene Carltheater in Wien-Leopoldstadt. Auch am Arsenal bauten sie in den 1850er Jahren einige Teile, so etwa das Kommandogebäude. Van der Nüll alleine hatte die Oberaufsicht über die 1853 begonnene Innenausstattung des bedeutendsten Kirchenbaus dieses Jahrzehnts, der Altlerchenfelder Pfarrkirche.
Ebenfalls in den 1850ern plante er gemeinsam mit Sicardsburg und dem Baumeister, Architekten und Steinmetz Paul Wasserburger das Landhaus Wasserburger, auch „Theresenvilla“ genannt. Während Wasserburger den Grundriss und die Raumaufteilung erstellte, entwarfen Van der Nüll und Sicardsburg die Außenfassade, deren romantisierende neugotische Formen damals ein absolutes Novum waren.
Bedingt durch die Zeitumstände konnten van der Nüll und Sicardsburg verhältnismäßig wenig bauen, entwickelten aber wiederholt monumentale Projekte. Der Auftrag für die Wiener Hofoper (1861-69), wurde zu ihrem bedeutendsten Werk, das ihnen Weltruhm einbrachte.
Die Hofoper wurde im Stil der Frührenaissance als erstes öffentliches Gebäude der Ringstraße errichtet. Der Bau führte allerdings nicht zu dem erwünschten öffentlichen Erfolg, wurde nach der Hebung des Straßenniveaus nach Beginn des Baus um einen Meter als „versunkene Kiste“ bezeichnet. Auch Kaiser Franz Joseph äußerte sich kritisch. Diese Umstände bewirkten eine Pressekampagne gegen die beiden Architekten, van der Nüll letztendlich vor der Vollendung des Baus in den Freitod trieb. Er erhängte sich am 4. April 1868, sein Kollege Sicardsburg starb nur knapp zehn Wochen später.
Es heißt, Kaiser Franz Joseph wäre von dem Selbstmord van der Nülls so schockiert gewesen, dass er alle zukünftigen Kunstphänomenen nur mit der stereotypen Phrase „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“ kommentiert hat.
Eduard van der Nüll ist ein einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigt.