Glyptik
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Die Kunst des Steinschneidens wird „Glyptik“ genannt. Seinen Ursprung hat das Wort im altgriechischen „glyphein“, was so viel wie „aushöhlen, „herausschnitzen“ beziehungsweise „in den Stein eingraben“ bedeutet. Bei der plastischen Bearbeitung von Halb- und Ganzedelsteinen, Bergkristallen und ähnlichen Steinsorten mit Hilfe von Schneid- und Schleifgeräten wird zwischen zwei verschiedenen Arten, dem Hochschnitt und dem Tiefschnitt unterschieden. In der Kunstgeschichte bezeichnet man mit dem Oberbegriff „Gemme“ sowohl vertieft, wie auch erhaben gravierte Edelsteine. Im Edelsteinhandel beschreibt der Begriff „Gemme“ allerdings nur tiefgeschnittene Steine.
Die „Gemma Augustea“ ist ein erhaben geschnittener zweischichtiger Onyx, die um 9– 12 nach Christus in der kaiserlichen Gemmenwerkstatt in Rom entstanden ist. Der Name „Gemma Augustea“ stammt noch aus der Antike, in der man jeden bearbeiteten Edelstein Gemme nannte. Im heutigen Sinn ist dieses Stück ein Kameo. Dieses Objekt gilt als der bedeutendste antike Kameo, der uns überliefert ist und zeigt die Verherrlichung der Taten des Kaisers Augustus und seines Nachfolgers Tiberius. |
Zwischen den Köpfen der beiden Figuren ist der Steinbock, das Zeugungsgestirn des Augustus, abgebildet zu seinen Füßen der Adler des Jupiter, der die Gottähnlichkeit des Kaisers noch unterstreicht. Auf der rechten Seite befinden sich die allegorische Figuren Oikumene, die bewohnte Erde, Okeanos, die Personifikation des Meeres, sowie Italia mit Füllhorn und zwei Knaben. Neben Roma steht in Offizierstracht der Großneffe des Augustus, Germanicus. Auf der linken Seite steigt Tiberius, der Kronprinz und Stiefsohn des Kaisers, von einem Zweigespann, das von Victoria gelenkt wird. Das zentrale Motiv des unteren Bildsfelds ist die Errichtung eines Tropaion (Siegesmal), auf dessen oberem Ende Helm, Waffenrock und Schild angebracht sind. Vier Personen, zwei in der Tracht höherer Offiziere und zwei mit bloßem Schurz bekleidete Jünglinge, bemühen sich das Siegesmal aufzurichten. Auf dem Boden vor ihnen hockt ein Barbarenpaar. In der rechten Bildhälfte werden zwei weitere Barbaren herbeigeführt. Die Soldaten werden als Gottheiten interpretiert. So deutete man die beiden in Panzer gekleideten Offiziere als Kriegsgötter Mars und Quirinus und die beiden Jünglinge als Castor und Pollux. Ausgehend von der auffälligen Kopfbedeckung des Kriegers in der rechten Bildhälfte, kam die Deutung auf Merkur auf. Die weibliche, mit Speeren ausgestattete Kriegerin wird dementsprechend als Diana verstanden.
Die Darstellung bezieht sich vielleicht auf die Niederwerfung des Dalmateraufstandes. Am 16. Jänner des Jahres 10 n. Chr. zog der Oberbefehlshaber der römischen Truppen, Tiberius, in Rom ein; als Sieger trat er vor den Kaiser. Der Kameo wird erstmals 1246 in einem Inventar des Klosters Saint Sernin in Toulouse erwähnt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gelangte er durch Kauf Kaiser Rudolfs II. in habsburgischen Besitz. In Wien wurde sie mit einem schmalen Goldrand neu eingefasst.
Der Oberbegriff „Gemme“ lässt sich, wie vorhin schon angedeutet in „Intaglio“ und „Kamee“ unterteilen, wobei Intaglio vertieft geschnittene und Kamee erhaben geschnittene Steine bezeichnet. Erhaben geschnitten bedeutet, dass der Hintergrund des Bildmotivs weggeschnitten wird, das Motiv ragt also wie ein Relief aus dem übrigen Stein hervor. Vertieft geschnitten bezeichnet genau das gegenteilige Verfahren. Dabei wird das Motiv in den Stein eingeschnitten. Folgend sehen Sie anhand von zwei Beispielen die Unterschiede der Steinschneidetechnik.
Die Kunst des Steinschnitts entstand im 5. bis 4. Jahrtausend vor Christi in Form von Steinritzungen.
Der Verwendungszweck von Gemmen reichte von Siegelsteinen über Schmuckstücke wie Ringe, Broschen und Ohrringe bis hin zu Steinschnitte, die nicht gefasst wurden und als Sammelobjekte dienten. Für ihre Besitzer waren sie aus „magischer“ Sicht wertvoll, da sie Glück bringen sollten beziehungsweise eine apotropäische Wirkung hatten, also Unheil abwehrten.